Im Juni, genauer gesagt am 05.06.2023 war einer der wichtigsten Tage seit 2020. Denn an diesem Datum fand der theoretische Teil meiner Gesellenprüfung statt. Ein Tag auf den ich und meine Ausbildungskolleginnen seit drei Jahren hingearbeitet hatten. Es wurde fleißig gelernt und während der Berufsschulzeit haben wir gemeinsam mit den Lehrern an unseren Fähigkeiten für die Prüfung gearbeitet. Wir haben Aufnahmeentwürfe geschrieben, praktisch und theoretisch an der Großformatkamera gearbeitet und unsere Zeichenskills verbessert. Es konnte also an diesem Tag gar nichts mehr schiefgehen! Das dachte ich zumindest. Spoiler; wirklich schief gelaufen ist auch nichts, aber ihr lest gleich was ich meine.
Am Nachmittag vor der großen Prüfung habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den Aufgaben- & Nachweisordner auf Vordermann gebracht und die letzten Bilder eingeklebt. Zu diesem Zeitpunkt bekam ich schon leichte Halsschmerzen. Diese legten sich zwar später wieder, aber am nächsten Morgen zeigten sich die ganzen Ausmaße. Nase zu, der Hals schmerzte bei jedem Schlucken und das Gefühl sich beim Schlucken übergeben zu müssen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für mehrere Stunden schriftliche Prüfung. Trotzdem beschloss ich, dass ich es durchziehen würde. Also kochte meine Mum mir Tee, ich packte eine ganze Packung Halsbonbons ein und nahm Nasenspray zu mir. Auf dem Weg nach Gera und auch im Prüfungsraum schien alles noch gut zu sein. Doch später, rund eine halbe Stunden nach Prüfungsbeginn, ging es mir langsam immer schlechter. Die Kraft ließ nach, ich bekam starken Druck auf meinen Brustkorb und mein Kopf drohte zu zerplatzen. Durch diese ganzen Symptome kam es, dass ich für die ganze Prüfung nur 2,5 Stunden brauchte. Disclaimer – Bei der Probe brauchten wir alle länger als die vorgeschriebene Zeit. So saß ich also als erste fertig im Zimmer herum und versuchte, dass man mir nicht anmerkte, wie schlecht es mir eigentlich ging. Marie, meine Ausbildungsfreundin, war am Ende geschockt, wie zeitig ich fertig war, obwohl sie selber nur eine halbe Stunde später mit der Prüfung durch war.
Ich war definitiv erleichtert, als der Tag vorbei war und ich nach Hause in mein Bett konnte. Doch an ausruhen war nicht zu denken, denn direkt am nächsten Tag ging es weiter. Am 06.06.2023 starteten nämlich unsere 14 Tage für die Gesellenstücke A, B & C. Darum hieß es am Morgen den Brief zu öffnen, der unsere Aufgabenstellung für die ersten beiden Teile beinhaltete. Auf den ersten Blick klangen diese ganz toll, doch gerade Teil A sollte sich schwieriger gestalten, als gedacht.
Teil A – Portraitfotografie
Unsere Aufgabe für das Gesellenstück Teil A bestand darin, eine Bilderstrecke zum Thema „Achtsamkeit – die Mitte zwischen Körper und Geist“ aufzunehmen. Dies bedeutete wir sollten Bilder in einem Yoga Studio aufnehmen. Dabei sollte fünf Aufnahmen mit folgenden Motiven entstehen:
- 3 unterschiedliche Aufnahmen von 1-3 Personen bei der Ausübung der Sportart. Eine Aufnahme soll die Interaktion zwischen dem Yogalehrer mit einem Kursmitglied zeigen
- 1 Gruppenaufnahme von mindestens 5 Personen
- 1 Porträt des Yoga Lehrers im passenden Umfeld
Zu beachten gab es auch, dass die Bilder für Instagram sein sollten, wobei wir also auch auf das Endformat achten sollten.
Nun ging es also ans Suchen nach einem Yoga Studio. In Chemnitz haben wir da einige und auch meine Schwester beauftrage ich direkt bei ihrem Kurs nachzufragen. Was soll ich sagen? Ich und meine Schwester bekamen Absagen und eines der Studios antworte drei Wochen nach der Prüfung, obwohl sie meine Nachricht noch am selben Tag gelesen hatten. So kam es, dass meine Schwester mit Hilfe ihres Freundes und dem Judokurs, den beide unterstützen/leiten, eine kleine Yoga Session vorbereiteten. Die Bedingungen in der Halle des Polizeisportvereins waren alles andere als prickelnd. Rote Gummimatten welche sich wunderbar im Gesicht spiegelten, schlechtes Licht & keine Yogakleidung. Definitiv keine meiner besten Arbeiten. Ich war auch nicht wirklich mit den Ergebnissen zufrieden, aber neu machen ging eben leider nicht. Deshalb arbeitete ich mit dem, was ich hatte.
Aufgrund dessen, dass ich mit den Bildern selber nicht zufrieden bin und auch nicht weiß, ob ich sie veröffentlichen darf, werde ich sie hier nicht zeigen.
Teil B – Produktfotografie
Für das Gesellenstück Teil B kann man aus drei Schwerpunkten wählen. Ich habe mich dabei für die Produktfotografie entschieden, denn ich bin weder in Architektur- noch in Wissenschaftsfotografie ziemlich gut.
Die Aufgabe für diese Fotostrecke war eine sehr angenehme und hat mir auch richtig gut gefallen. Bereits beim lesen sprudelte mein Kopf vor Ideen. Vielleicht geht es euch beim lesen ja genauso 😉
Unter dem Slogan „The sound of my life“ sollten wir zwei Bilder eines Kopfhörers anfertigen. Dabei war klar aufgeschlüsselt, wie die Bilder grob sein sollten.
- Eine reine Produktaufnahme im Studio
- Eine Lifestyleaufnahme mit Person im passenden Ambiente
Auch hier hieß es wieder crossmedial und somit mussten wir wieder auf die Seitenverhältnisse für Instagram achtgeben.
Mir war sofort klar, dass ich kein schlichtes Produktfoto mit schwarzem oder weißen Hintergrund haben wollte. Aus diesem Grund stöberte ich ein wenig bei Pinterest und erstellte mir ein Moodboard. Daraus entstand meine finale Bildidee, mit Nebel und Farbe im Hintergrund. Ebenso für das Lifestylefoto hatte ich eine passende Idee, denn ich wollte etwas leichtes und lockeres mit Style machen. Dafür eignete sich der Hinterhof vom Studio meines Ausbildungsbetriebes super. Denn dort gab es passende Backsteinwände.
Mein Model wurde mir von meinem Ausbilder vorgeschlagen und ich konnte mit ihr nicht glücklicher sein. Sie hatte den perfekten Vibe gehabt!
Teil C – Eigenes Thema
Schon von Anfang an stand fest, dass ich für mein eigenes Thema den Schwerpunkt der Tierfotografie wählen werde. Ich wusste zwar noch nicht, ob ich Pferde oder Hunde fotografieren wollte, doch als ich Bilder von Alexandra Evang sah, war es um mich geschehen und ich beschloss ein Pferdeshooting zu machen. Dafür brauchte ich jedoch auch Übung, denn Pferde standen bis dahin noch nie vor meiner Kamera. Aus diesem Grund beschloss ich 2022 einen Aufruf für ein TFP-Shooting zu erstellen und war froh, als sich jemand aus meinem Umkreis meldete. Nur wenige Wochen später fuhr ich mit meinem Dad zu Joana und Hope ins Vogtland und hatte mein erste Pferdeshooting. Außerdem hatte ich mich Anfang des Jahres für den Portfoliotag bei Kim Kärger angemeldet. Dieser war nur einen Monat später und wer hätte gedacht, dass ich an diesem Tag auch mein zukünftiges Model für mein Gesellenstück treffen würde?
Nach diesen beiden Tagen war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich mein eigenes Thema rocken würde und ganz ehrlich?! Meine Lehrer freuten sich bereits darauf, denn Pferdebilder gab es bis dato noch nicht bei der Gesellenprüfung. Also war ich natürlich noch mehr darauf fokussiert abzuliefern.
Als der Termin der theoretischen Prüfung feststand, machte ich über Instagram einen Aufruf, um nach meinen Models zu suchen. Da ich mich in die Landschaft der Lüneburger Heider verliebt hatte, suchte ich also für das Bundesland Niedersachsen. Ich war erstaunt wie viele tolle Menschen sich meldeten und wusste gar nicht, wen ich nehmen sollte. Doch am Ende begrenzte ich mich auf drei tolle Teams. Wenige Wochen vor dem Shootingterminen, besprach ich alle Details mit meinen Models, wodurch sich die geeigneten Kandidaten auf ein Team verkleinerte. Trotzdem standen die anderen beiden noch vor meiner Kamera und durften sich über wundervolle Bilder freuen!
Das letzte Team, welches übrig blieb, waren Celina und Calli. Celina durfte ich bereits beim Portfoliotag kennenlernen und hatte die Möglichkeit sie mit ihrer Stute und ihrem selbstgezogenen Fohlen zu fotografieren. Auch Calli ist eines ihrer eigenen Pferde und er ist so wundervoll!! Nicht nur wegen seinem blauen Auge. Auch seine ganze Art und wie toll er einfach mitgemacht hat! Wir mussten ihn zwar fast etwas betteln, damit er für uns ein paar Schritte geht, aber das macht man bei so einem tollen Kerl gerne 😉
Für den Teil C brauchten wir neben den Bildern auch einen Aufnahmeentwurf und ich glaube, ich muss niemanden groß erklären, dass es nicht so einfach ist gemalte Bilder genauso umzusetzen, wenn man ein Tier mit einem eigenen Kopf als Model hat. Jedoch haben Celina und Calli so tolle Arbeit geleistet, dass es kaum einen Unterschied gibt!
Praktische Aufgabe
Am 05.07.2023 war es dann soweit und wir hatten unseren letzten Tag als Azubis. An diesem Tag mussten wir unser Gesellenstück C verteidigen und ich war so aufgeregt, dass ich das Gefühl hatte umzukippen, als ich wartete. Doch ganz ehrlich? Es war gar nicht so schlimm, denn immerhin kannte ich die Prüfer durch meine Berufsschule und unsere tollen Ülu’s 🙂
Als letzte Aufgabe wartete dann nur noch die Parktische Aufgabe vor Ort in der Handwerkskammer. Dafür hatte ich extra meinen Dad als Model genommen und wir hatten einen ganze Koffer an Outfits eingepackt, denn keiner wusste wie die Aufgabe aussehen würde. Am Ende war das Glück sogar auf meiner Seite und wir sollten Businessfotos erstellen. Genau das hatte ich mir gewünscht, denn das war etwas, was ich fast im Schlaf konnte.
Ich kam jedoch trotzdem an meine Grenzen, da wir drei verschiedene Bilder mit drei unterschiedlichen Lichtsituationen gestallten sollte. Das war auch der einzige Grund, dass ich etwas im Kopf verzweifelte, denn blitzen war nicht meine Stärke, da wir im Betrieb so gut wie immer mit natürlichem Fensterlicht oder in der Natur arbeiteten. Doch am Ende habe ich es geschafft und bin richtig zufrieden gewesen. Selbst mein Dad war erstaunt, dass er auf Fotos so gut aussehen kann 😉
Schlussworte
Alles im allen waren die drei Jahre meiner Ausbildung ganz wundervoll, denn ich durfte den. Beruf erlernen, den ich liebe und damit mein Hobby zum Beruf machen. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, welche Bereiche der Fotografie mir liegen und welche wiederum nichts für mich sind.
Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und bin froh, dass ich so tolle Mitschülerinnen in der Berufsschule hatte und wir alle so viel Spaß jedesmal an den Tag gelegt haben.
Auch wenn wir alle jetzt unseren eigenen Weg gehen und vielleicht nicht mit der Fotografie weitermachen, so wünsche ich allen vier Mädels ganz viel Glück auf ihren weiteren Wegen und wir kann sagen, dass wir das toll gemacht haben!